Deutsche und Asiaten, beide sind zurückhaltend – Indonesier sollten den ersten Schritt nicht scheuen. Brot? Na ja, wenn dann nur mit Gourmet-Käse. Aber Musik, Literatur und Naturliebe in Deutschland sind genial: Imanuel Hakiki (24) aus Jakarta, Indonesien, hat kürzlich sein Studium der Umwelttechnik an der Hochschule Esslingen absolviert und ist Präsident der indonesischen Studentenvereinigung PPI Jerman. Im Interview teilt er seine Erfahrungen mit Deutschland und der deutschen Kultur.
Employland: Imanuel, du bist 2011 nach Deutschland gekommen und hast Umwelttechnik studiert. Jetzt hast du einen Job in Tübingen und lebst dort. Warum Deutschland?
Imanuel: Ich wollte schon immer Ingenieurwesen studieren, zunächst wusste ich nicht, was genau. Ich entschied mich für Umwelttechnik. Diese Fachrichtung ist noch nicht so entwickelt in Indonesien. Mein Vater riet mir, wenn ich Ingenieurswesen studieren möchte, dann soll ich das in Deutschland machen. Denn Ingenieure, die in Deutschland ausgebildet sind, sind weltweit gut angesehen. Wer sagt, dass er in Deutschland studiert hat, bekommt direkt Vertrauen. Das war der Hauptgrund.
„Ich liebe, dass man die Natur in Deutschland schätzt“
Employland: Unabhängig vom Ingenieurwesen, wie gefällt dir Deutschland und seine Kultur?
Imanuel: Von der Kultur her gefällt es mir sehr gut, mir und auch meiner Verlobten. Wir sind sehr begeistert. Deutschland ist ja das Zentrum von klassischer Musik. Wir lieben Musik und auch die Literatur ist genial. Ich habe einige Werke von Goethe und auch von Schiller gelesen.
Und ich muss mein Herz ausschütten: Wir kommen aus Jakarta, die Stadt hat 10 Millionen Einwohner, aber die Fläche ist nur so groß wie Berlin – man kann sich vorstellen, wie hektisch das ist. Und jetzt sind wir hier in Tübingen und uns gefällt diese kleine Stadt.
Ich liebe es auch, dass man in Deutschland die Natur wirklich mehr schätzt als wir Indonesier. Besonders wir in Jakarta gehen in der Freizeit ins Einkaufszentrum, ins Café oder Restaurant. Hier in Deutschland geht man zum Beispiel wandern.
Auch lernen tut man bei uns im Café. Hier gehen die Studenten in die Bibliothek, man kann sehen, wie gut die Bibliotheken sind, wie gut die Bücher sind und dass die Studierenden auch motiviert sind, zu lernen. Die Studenten- und Lernkultur ist richtig ausgeprägt.
„Jetzt müssen wir Müsli knabbern“
Außerdem: Bier schmeckt mir wirklich gut, deutsches Bier ist am besten. Am schwierigsten ist für mich das Essen. Zum Glück gibt es auch Asialäden hier in großen Städten.
Wir Indonesier essen in der Regel Reis drei Mal am Tag. Aber jetzt müssen wir am Morgen Müsli knabbern (lacht). Brot schmeckt mir auch ganz gut. Aber was Brot für Deutsche ist, ist für uns der Reis. Brot essen wir nicht so oft, nur wenn wir Lust drauf haben, aber wenn dann richtig – mit gutem Käse, guter Wurst.
Employland: Was sind die größten kulturellen Unterschiede zwischen Indonesien und Deutschland?
Imanuel: Das Essen. Und Alkoholkonsum ist in Indonesien nicht so verbreitet. Ich persönlich trinke Bier, aber meine indonesischen Freunde eher nicht. In Indonesien gehen wir auch nicht in die Disco oder in die Kneipe. Das ist kein Problem, darüber meckern wir nicht – eher über das Essen (lacht).
Employland: Hast du hilfreiche Tipps und Tricks für den Alltag, wenn man in Deutschland lebt?
Imanuel: Was mir geholfen hat beim Reisen in Deutschland, ist die Deutsche Bahn App und Blablcar oder auch die Busliniensuche. Und manche wissen auch nicht, dass die Deutsche Bahn Sparangebote hat. Airbnb ist super, wenn man eine Unterkunft braucht. Urlaubspiraten ist auch genial. Letztes Jahr habe ich mit einem Reisedeal von der Website auf Kreta Urlaub gemacht.
„Mach die Kneipentour mit, du kannst auch Cola trinken!“
Employland: Was für Tipps würdest du Menschen geben, die aus dem Ausland nach Deutschland kommen? Was würdest du empfehlen, wovor würdest du warnen?
Imanuel: Man muss sich auf jeden Fall auf die deutsche Sprache vorbereiten. Und: Die Deutschen sind sehr zurückhaltend, Asiaten sind auch eher zurückhaltend. Deshalb müssen wir uns integrieren. Was ich immer sage: „Schäme dich nicht, dich zuerst vorzustellen oder die Deutschen anzusprechen. Wenn es eine Kneipentour gibt, ein Ersti-Wochenende von der Uni für Studienanfänger, gehe mit, auch wenn du kein Alkohol trinkst. Du kannst auch Spezi oder Cola trinken. Hauptsache, du lernst die Kultur und Leute kennen und die Deutschen sehen, dass wir uns integrieren wollen.“
Auch in unserem Blog: Vor elf Jahren kam Shyam Machiraju aus Indien für sein Master-Studium nach Hamburg. Heute ist er im Unternehmen nicht nur als Fachmann des Ingenieurswesen tätig, sondern auch als Kulturvermittler. Auch interessant: Warum Deutschland? Was ist gut, schlecht oder seltsam? Auch Oriana Menabue aus Venezuela teilt ihre Erfahrungen in Deutschland mit uns.