Oktoberfest: Biergartenkultur – beliebt bei jung und alt

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Countdown auf dem Oktoberfest: Das letzte Wiesn-Wochenende ist angebrochen. Insgesamt 17 Tage heißt es in diesem Jahr in München Bier und Weißwurst satt. Schon zur Halbzeit hatten knapp 3 Millionen Menschen das größte Volksfest der Welt besucht. Doch die Biergartenkultur ist weit über Münchens Grenzen hinaus beliebt und gilt als echter Exportschlager.

Was den Biergarten zum Biergarten macht, ist in der „Biergartenverordnung“ festgehalten. Ein Biergarten ist „eine traditionelle Einrichtung, eine im freien gelegene Schank- und Speisewirtschaft, die in erheblichem Umfang mit Bäumen bepflanzt ist und wo der Verzehr mitgebrachter Speisen möglich ist“.

Biergartenkultur: Wo Herkunft keine Rolle spielt

Anders als die Definition vermuten lässt, sind traditionelle Biergärten aber nicht bloß eine verträumte Ansammlung von Tischen mit karierten Tischdecken im Grünen. In München nehmen sie auch mal den Platz mehrerer Fußballfelder ein! Und vor allem im Süden Deutschlands heißt heute nahezu jede Gastronomie im Freien Bier- oder Wirtsgarten. Dass Biergärten eine eigene Verordnung haben, mag auf den ersten Blick auf deutsche Ordnungsliebe zurückzuführen sein. Es zeigt aber auch die besondere Tradition. Biergärten gehören zum Kulturgut, weil sie eine wichtige soziale Funktion erfüllen. Im Biergarten spielt die Herkunft keine Rolle, er ist seit Generationen ein Ort der Begegnung. Und: Biergärten gelten als Naherholungsziele in Ballungsräumen und dürfen deshalb von Ausnahmeregelungen Gebrauch machen, die Nachtruhe und Lärmschutz betreffen.

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Loewenbrau Bierzelt in München Foto: tichr

Biergärten gibt es bereits seit über 200 Jahren. Im Jahr 1812 erlaubte Bayerns König Max I. Joseph Brauereien den Ausschank von Bier ohne ein sogenanntes Krugrecht, das normalerweise für den Betrieb einer Schänke erforderlich war. Er beendete damit den jahrelangen Streit um Schankrechte zwischen Wirten und Brauern. Allerdings durften die Brauer ausschließlich ihr eigenes Bier ausschenken und dazu lediglich Brot verkaufen.

Bier „in Minuto“ bitte!

Bier war natürlich schon zuvor ausgeschenkt worden. Weil der Gerstensaft aber leicht verderblich war, beschränkte sich der Ausschank auf die Wintermonate. Als die großen Münchner Brauereien begannen, das Bier in tiefen Kellern mit Eis zu kühlen und die Flächen mit Kastanien auch von außen schattig zu halten, begannen sich die Münchner zu versammeln und verlangten Bier „in Minuto“, also glas- statt fassweise – die Kultur des Biergartens entstand. Und obwohl in den Gärten kein Essen verkauft werden durfte, waren sie harte Konkurrenz für umliegende Wirtshäuser. Die Gäste begannen sich ihre Vesper selbst mitzubringen. Bis heute darf jeder die eigene Brotzeit, Omas Spezialkartoffelsalat oder seine Lieblingswurst mitbringen. Nur das Bier oder ein anderes Kalt- bzw. Heißgetränk muss beim Wirt bestellt werden.

Brettchen und Tischdecke einpacken

Mittlerweile bieten Biergärten zwar auch eine reiche Speisenauswahl an, bitten aber ordentlich zur Kasse. Deshalb bringen auch heute noch viele Besucher ihre Verpflegung selber mit. Wer sich dabei nicht als Nordlicht oder Zugereister outen will, sollte ein paar ungeschriebene Regeln beachten: Karierte Tischdecken und Holzbrettchen sind ein muss. Und zu einer zünftigen Brotzeit gehören natürlich bayrische Spezialitäten wie Radi (Rettich), Leberkäs oder Obazda!

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Bayrische Weißwurst Foto: demarco-media

Der größte Biergarten der Welt liegt, wer hätte das gedacht, in München. Im Königlichen Hirschgarten finden rund 8000 Gäste Platz und die Geschichte der Institution lässt sich bis ins Jahr 1791 zurückverfolgen! Das Bier wird hier bis heute aus dem sogenannten „Hirschen“ gewonnen, einem 200 Liter Holzfass. Der Name des Fasses geht auf die Jagdgesellschaften König Ludwig I. zurück.

Schönster Biergarten nicht in München

Schöne Biergärten gibt es mittlerweile in ganz Deutschland. Der beliebteste Biergarten Deutschlands liegt nach einer Umfrage der Wein- und Gourmetzeitschrift „Falstaff“ nicht im Heimathafen Bayern. Stattdessen müssen Biergarten-Fans für den Sieger des Rankings deutlich weiter in den Westen reisen: Das Stadtwaldhaus im Krefeld, inmitten eines Parks, umgeben von Weiheranlage und Kinderspielplatz belegt Platz eins der Rankingliste. Auf Platz zwei rangiert das Bräutstüberl inTegernsee, das am Ostufer des gleichnamigen Sees liegt. Auf Platz drei landete das Landgasthaus Op de Hüh in Bad Honnef, noch knapp vor dem Prater Garten in Berlin. Auf Platz fünf schaffte es noch ein weiterer Biergarten aus Bayern: Das Seehaus im Englischen Garten in München.

Wo auch immer es Sie hinzieht – gutes Wetter und ein frisch gezapftes Bier gehören auf jeden Fall zum Biergartenbesuch dazu. Am letzten Wiesn-Wochenende scheint selbst die Sonne ein Einsehen zu haben….

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