Fronleichnam – Feiertag mit Fragezeichen

Wie war das noch mit Fronleichnam? Was wird da von wem gefeiert? Und warum ist der Tag in einigen Bundesländern ein Feiertag, in anderen nicht? Wir verraten Ihnen, warum der Tag mit den vielen Fragezeichen ein deutsches Phänomen ist.

 

Symbolisch oder „real“ – Beim Abendmahl sind sich Katholiken und Protestanten nicht grün

Am Fronleichnam scheiden sich die Geister. Für die einen ist er einer der wichtigsten kirchlichen Feiertage, für die anderen das „allerschädlichste Jahresfest“. So zumindest hat Martin Luther den katholischen Feiertag genannt.

 

Die Leiche im Namen täuscht

Fronleichnam ist ein Fest der katholischen Kirche. Der Tag fällt auf den zweiten Donnerstag nach Pfingsten und ist ein Fest zu Ehren des Abendmahls. Die Bezeichnung Fronleichnam führt etwas in die Irre. Wer hinter „fron“ Fröhlichkeit vermutet, liegt falsch, mal abgesehen davon, dass die Feier fröhlich ist. Und eine Leiche ist hier schon gar nicht versteckt – im Gegenteil. Das Wort stammt aus dem Mittelhochdeutschen: Vron steht für Herr und lichnam für Leib. Der Leib des Herren ist damit eine ziemlich lebendige Angelegenheit….

Hochfest oder Gotteslästerung

Fronleichnam ist also das Hochfest des Leibes und des Blutes Chisti. So weit, so gut. Die Reformation lehnt das Fest ab, weil es sich biblisch nicht begründen lasse. Martin Luther kritisierte die Fronleichnamsprozession als Gotteslästerung, vor der sich Protestanten hüten sollten. Deshalb ist Fronleichnam in Deutschland nur in Bundesländern mit mehrheitlich katholischer Bevölkerung ein gesetzlicher Feiertag. Dazu zählen Baden-Württemberg, Bayern, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Saarland sowie einige katholischen Gemeinden Sachsens und Thüringens. In den übrigen deutschen Bundesländern gibt es an Fronleichnam teilweise Sonderregelungen für die katholische Bevölkerung.

Sonderfall Deutschland

Ohnehin sind die Deutschen in Puncto Religion ein Sonderfall. Denn nur in Deutschland gibt es zwei christliche Kirchen, die etwa gleich stark vertreten sind. Katholiken und Protestanten haben jeweils um die 23 Millionen Mitglieder. Weltweit liegt Deutschland beim Christenanteil auf Platz 9. Die beiden Konfessionen kommen zusammen auf 60 Prozent der Bevölkerung, die ihren Glauben mittlerweile eher miteinander als gegeneinander leben.

In einem wichtigen Punkt scheiden sich die Geister jedoch nach wie vor.  Es geht dabei um die Bedeutung von Brot und Wein beim Abendmahl. Symbol oder Wandlung bleibt die unterscheidende Frage – auch und gerade am Fronleichnam.  Dass sich die Länder in Deutschland nicht darauf einigen müssen oder wollen, wie mit diesem Feiertag umzugehen ist und daher individuell entscheiden, ist vor allem eines: typisch deutsch.

 

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