War for Talents & Generation Y: Unternehmen müssen ringen

Nicht lange ist es her, da musste ein Bewerber dankbar sein, wenn er zum Jobgespräch eingeladen wurde. Das Blatt wendet sich. In nicht ferner Zukunft dürfte die Maxime lauten: Unternehmen bewerben sich bei potenziellen Mitarbeitern. Und dabei gilt auch: Wer empfohlen wird, gewinnt. Wir haben mit einer Unternehmensberaterin gesprochen.

Zunehmend schwieriger wird es für Unternehmen, geeignete Mitarbeiter zu finden und sie dann auch zu halten. Der Demografiewandel wirft seine Schatten voraus und eine Arbeitsgeneration Pippi Langstrumpf (Zeit Online) macht sich die Welt, wie sie ihr gefällt.

Generation Y will flexible Arbeitszeiten, flache Hierarchien und persönliche Entwicklung

Empfehlungsmarketing Employer Branding
Die Generation Y legt viel Wert auf Work-Life-Balance

Die selbstbestimmte, work-life-balance-orientierte Generation Y tut ihre Wünsche laut kund: Prestige und Status stehen hintenan, die Prioritäten der Yler? Sie wollen Familie und Beruf unter einen Hut bringen, eine Arbeit, die herausfordert als auch Sinn stiftet und sie möchten durch Vertrauen und Anerkennung geführt werden anstatt durch Autorität. Flexible Arbeitszeiten, flache Hierarchien, Kollegialität und persönliche Entwicklung – die nach 1980 Geborenen haben andere Ansprüche an die Arbeitswelt als ihre Vorgänger. Das fordert Unternehmen heraus, sich diesen Erwartungen anzupassen: Der Fachkräftemangel lässt ihnen im Kampf um die besten Köpfe keine andere Wahl.

Wer Karriere machen will, müsse alle zwei Jahre das Unternehmen wechseln

Gleichzeitig gilt: Nicht nur sie zu gewinnen, sondern auch sie zu halten, ist eine Herausforderung. Yler, die mit ihrer Arbeit bzw. den Arbeitsbedingungen nicht zufrieden sind, sind im Gegensatz zu früheren Generationen eher bereit, sich einen neuen Job zu suchen. „Mitarbeiter, die 15 Jahre im Unternehmen bleiben, werden immer seltener“, sagt Ekaterina Arlt-Kalthoff, Unternehmensberaterin und Inhaberin der Empfehlungsmarketing Akademie in Düsseldorf. Hinzu kommt die verbreitete Meinung, wer Karriere machen wolle, müsse alle zwei Jahre das Unternehmen wechseln.

Möchte ich als Arbeitgeber ein solches Unternehmen-Hopping verhindern und dafür sorgen, dass die guten Kräfte bei mir bleiben, muss ich mich ins Zeug legen.

Generation Y
„Ein Mitarbeiter ist ein Kunde.“ Unternehmensberaterin Ekaterina Arlt-Kalthoff

Wie macht man bei dieser schwierigen Sachlage auf sich aufmerksam? Durch Mundpropaganda – professionalisiert, strategisch und in einen neuen Namen gekleidet: Heute nennt sich das Empfehlungsmarketing. Und dieses ist laut Inhaberin der Empfehlungsmarketing Akademie Arlt-Kalthoff ein wichtiges Instrument in der Fachkräftesicherung. Empfehlungen der Mitarbeiter in deren Freundes- und Bekanntenkreis sind demnach von großer Bedeutung.

Alle zwei Jahre das Unternehmen wechseln ist ein Muss – denken Sie das auch? Wir freuen uns, wenn Sie uns Ihre Meinung mitteilen!

Empfehlungen sind der häufigste Bewerbungsgrund unter Jobsuchenden

Gewöhnlich kennt man Empfehlungsmarketing von Bewertungsplattformen in Bezug auf Produkte und Dienstleistungen. Es lässt sich aber auch in der Gewinnung von Personal anwenden und umfasst Social Media, Mundpropaganda und Bewertungsmarketing. Arlt-Kalthoff:

Ein Mitarbeiter ist für mich als Unternehmen ein Kunde. Auch ihn muss ich gewinnen und langfristig halten. Ich präsentiere mich ihm in den sozialen Medien genauso wie einem Kunden und möchte auf Arbeitgeber-Bewertungsplattformen positive Resonanz bekommen.

Die enorme Bedeutung von Empfehlungen macht auch die Studie der Fachhochschule für Ökonomie und Management (FOM) „Empfehlungsmarketing in der Personalbeschaffung“  deutlich. Aus ihr geht hervor: Wer auf Jobsuche ist, orientiert sich lieber an Empfehlungen als an Online-Jobbörsen. Mit sechs von zehn Bewerbungen sind Empfehlungen der am häufigsten genannte Bewerbungsgrund.

Employer-Branding sei für die Personalgewinnung wichtig

„Eine persönliche Empfehlung ist vertrauenswürdig“, sagt Arlt-Kalthoff. Aber, um aufrichtig empfohlen zu werden,  müsse ein Unternehmen auch etwas dafür tun, und zwar die Arbeitszeit „lebenswert“ machen.

Die wichtigsten Aspekte sind Wertschätzung, ein respektvoller Umgang und eine positive Feedback-Kultur, ein Miteinander und kein Ellenbogen-Prinzip. Natürlich gehört dazu eine gute Bezahlung, ein angenehmer Arbeitsplatz, angenehmes Betriebsklima, nette Kollegen.

Fachkräftemangel
Heutigen Arbeitskräften sind ein respektvoller Umgang, eine positive Feedback-Kultur und ein nettes Betriebsklima wichtig

Das sei Teil des Employer-Brandings, das heißt, wie ein Unternehmen seine Marke nach draußen trägt, welches „für die Personalgewinnung enorm wichtig und ein sehr strategisches Thema ist und über die Zukunft eines Unternehmens entscheidet.“

Employer-Branding müsse halten, was es verspricht

Employer Branding muss aber auch glaubwürdig sein. Was ein Unternehmen aus strategischen Gründen verspricht, muss es auch einhalten. Es könne sich natürlich auf einem Silbertablett präsentieren, sagt die Unternehmensberaterin, doch sei die Frage ausschlaggebend, ob die Führungskräfte auch vorleben, was sie strategisch entschieden haben. Sei dies nicht der Fall, sei ein Unternehmen entsprechend nicht empfehlenswert.

Das heißt:

„Es ist ganz wichtig, die Unternehmenswerte und deren Umsetzung oben in der Unternehmensführung anzusiedeln, um tatsächlich die Ausrichtung des Unternehmens, die Qualität, die man nach außen trägt, mithilfe der Mitarbeiter sicherzustellen.“

Kandidat ist Kunde ist König, mit Employer-Branding und Empfehlungsmarketing müssen Unternehmen sich bereits heute hervortun. Bis sich dann vielleicht eines Tages regelrecht Unternehmen bei Jobsuchenden bewerben?

Haben Sie als Arbeitgeber Erfahrung mit Empfehlungsmarketing? Wir freuen uns, wenn Sie diese mit uns teilen!

 

Auch in unserem Blog: Das inländische Arbeitskräftepotential allein wird nicht ausreichen, um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Deutschland braucht Zuwanderung, insbesondere auch aus Nicht-EU-Staaten. Andererseits befinden sich viele internationale Fachkräfte auch direkt vor unserer Tür. Gerade internationale Studierende gelten als Idealzuwanderer, doch viele bleiben nach dem Studium nicht in Deutschland. Was Arbeitgeber tun können, damit sie bleiben, lesen Sie hier.

 

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