Fleißig sind sie, diszipliniert und regelorientiert – und lachen tun sie nicht: Den Deutschen haftet ihr Ruf hartnäckig an, keinen Humor zu haben.
Wer Sehnsucht und Weltschmerz im Blut hat (Romantik! Dichter! Denker!), so ungefähr sagte Kulturwissenschaftler Dr. Rainer Stollmann, der ulkt halt nicht gern wie die Franzosen und ihr Louis de Funés über Fürze, die so laut sind, dass sie Außerirdische aus dem All auf die Erde locken.
Deutschen Humor falsch gedeutet?
Oder ganz anders: Vielleicht deutet die Welt die Deutschen bloß falsch? Vielleicht sind die Deutschen nicht gut darin, ihren Gefühlen Ausdruck zu verleihen. Denn ikonografisch lachen sie offenbar mehr als die ‚Funésen‘: Ziemlich fröhlich scheinen sie, wenn wir ihnen nicht ins Gesicht, sondern ins Handy schauen.
Eine SwiftKey-Studie über Emojis hat ergeben: Während die sonst so lustigen Franzosen der Romantik verfielen und am meisten Herzchen-Emojis verschicken, schicken die Dichter und Denker am liebsten den Smiley, der vor Lachen Tränen weint. Geht noch weiter:
Extrem verkappte Spaßophile
Die Deutschen tun sich nicht nur schwer damit, ihre Belustigung körperlich auszudrücken. Belustigt zu sein, macht sie sprachlos: Zum Wort des Jahres 2015 wurde ein Piktogramm auserkoren. Und ja: Welches? Das weinend-lachende-Smiley-Emoji. Also doch ganz schön lustig drauf, die Deutschen? Man könnte sagen, die Deutschen sind nicht humorlos: Sie sind extrem verkappte Spaßophile.
Gut. Mag es im knallgelben Digitalrundstück sein: Sie lachen also. So gesehen haben die Deutschen Humor. Die andere Frage ist: Können sie zum Lachen bringen? Kürzlich sagte eine amerikanische Freundin: „Die Deutschen haben keinen Humor, deswegen schauen sie amerikanische Comedies.“ Mhm – ihre Sichtweise. Die Franzosen würden vielleicht sagen: „Deswegen schauen die Deutschen unseren Funés.“ Die Engländer: „Unseren Mr. Bean und Monty Python.“ Richtig, die Deutschen kennen sie alle. Das heißt allenfalls, zitieren wir den deutschen Lachforscher Dr. Rainer Stollmann: „Die Deutschen sind doch offensichtlich weltoffen und stark interessiert an Komik – und das sogar mehr als andere Völker.“
Deutsche Spaßvögel
Denn auch Deutschland hat sie, seine Komiker. Die vier größten da wären: Heinz Erhardt, der Humorist, der in der Nachkriegszeit mit Sprachwitz die Deutschen zum Schmunzeln brachte; Otto Waalkes, dessen alberne Blödelei bishin zur politischer Satire mit Wortspiel, schrägen Geräuschen und unter Einsatz des ganzen Körpers ins deutsche Kulturgut überging; Helge Schneider, der mit Klamauk und Parodie zum Kult wurd und Loriot, der höfliche Komiker mit absurdem Humor
Diese Namen erzählen von einer Realität, die die Welt nicht kennt: Die Deutschen lieben anderer Welts Spaßvögel neben den eigenen.
Sind sie vielleicht entgegen der Studie, die Deutschland im Jahr 2011 zur humorlosesten Nation der Welt erklärt hatte, die (verkappte) humorvollste Nation der Welt?
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