Studie: Fachkräftemangel – Mittelstand entgehen 50 Milliarden Euro Umsätze

Fachkraeftemangel bremst deutsche Wirtschaft

Die deutsche Wirtschaft floriert, doch der Fachkräftemangel bereitet Probleme: Dem Mittelstand fehlen qualifizierte Arbeitskräfte, Aufträge müssen abgelehnt werden und es kommt zu erheblichen Umsatzeinbußen. Das ergab das Mittelstandsbarometer der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY), für das 3.000 mittelständische Unternehmen in Deutschland befragt wurden. 
Die Geschäfte deutscher Unternehmen laufen so gut wie seit Jahren nicht mehr: 50 Prozent der befragten Unternehmen, gaben an, uneingeschränkt zufrieden zu sein mit der momentanen Geschäftslage. Auch in die Zukunft blicken Unternehmer optimistisch: 38 Prozent gehen davon aus, dass sich die eigene Geschäftslage im kommenden halben Jahr verbessern wird.

Doch ein Problem gibt es dabei. Der Fachkräftemangel spitzt sich zu und führt zu rund 50 Millarden Euro Umsatzeinbuße. Die wichtigsten Ergebnisse:

Fachkräftemangel: Arbeitgeber haben Probleme bei Personalrekrutierung

  • 78 Prozent der Unternehmen geben an, Schwierigkeiten zu haben, ausreichend qualifiziertes Personal zu finden (im Vorjahr waren es 69 Prozent)
  • In der Kraftfahrzeugbaubranche und in der Elektrotechnikbranche berichten besonders viele Unternehmen von Problemen bei der Mitarbeiter-Rekrutierung – und zwar:  89 bzw. 84 Prozent
  • Der Fachkräftemangel wird von den mittelständischen Unternehmen derzeit als das größte Risiko für das eigene Unternehmen angegeben

Umsatzeinbußen: Mittelstandsunternehmen müssen Aufträge ablehnen

  • Rund jeder zweite Mittelständler (53 %; Vorjahr: 49 %) gibt an, aufgrund fehlenden qualifizierten Personals Aufträge nicht annehmen zu können
  • Jeder neunte beklagt sogar erhebliche Umsatzausfälle von mehr als fünf Prozent
  • Insgesamt beläuft sich der Schaden, der dem deutschen Mittelstand durch entgangene Umsätze entsteht, nach EY-Berechnung auf jährlich gut 49 Milliarden Euro belaufen
  • Gleichzeitig planen 33 Prozent der mittelständischen Arbeitgeber, die Zahl der Mitarbeiter zu erhöhen – Das ist der höchste Wert seit zehn Jahren

Fachkräfte: Produktion und Vertrieb / Kundendienst sind besonders vom Mangel betroffen

  • Besonders gesucht sind Fachkräfte in den Bereichen Produktion und Vertrieb / Kundendienst: Jedes zweite bzw. jedes vierte Unternehmen berichtet von zahlreichen offenen Stellen
  • Im IT-Bereich berichten 15 Prozent der Unternehmen von zahlreichen offenen Vakanzen– zukünftig wird dieser Anteil aber aufgrund der Digitalisierung voraussichtlich deutlich steigen

Auslandsrekrutierung: Unternehmen suchen verstärkt im Ausland Personal

„Viele Unternehmen suchen händeringend nach hoch qualifizierten Mitarbeitern“, sagt Peter Englisch, Partner bei EY. „In manchen Regionen ist der Arbeitsmarkt leer gefegt. Größere Unternehmen suchen daher zunehmend im Ausland nach Mitarbeitern oder bauen entsprechende Funktionen außerhalb Deutschlands aus.“

Auch in unserem Blog: In Zukunft wollen mittelständische Arbeitgeber in Deutschland noch stärker Mitarbeiter im Ausland rekrutieren. Das ergab eine Umfrage von KfW Research. Auch interessant: Die Wirtschaft boomt: 4 Gründe für Sie, in Deutschland zu arbeiten. Welches aktuell die Mangelberufe in Deutschland sind, erfahren Sie hier. Wenn Sie etwas über die Erfahrungen internationaler Fachkräfte in Deutschland erfahren möchten, finden Sie bei uns Interviews und Gastbeiträge.

One thought to “Studie: Fachkräftemangel – Mittelstand entgehen 50 Milliarden Euro Umsätze”

  1. Als Handwerksmeister und Berufsschullehrer weiß ich nur allzu gut, dass gerade in wenig lukrativen Jobs (Baugewerbe) den großen Unternehmen schon sehr bald Angst und Bange werden wird. Heute stöhnen die Personalchefs schon wegen Überalterung und demografischen Wandel. Auch die total ausufernde Akademisierung und (Jeder ohne Abi ist ja heute nichts) macht die ganze Situation nur noch schlimmer. Gerade große Konzerne haben lange erkannt, dass sie schon sehr bald keine Indianer haben werden, auf dessen Schultern Sie Ihre Gemeinkostenzuschlagssätze umlegen können! Wer soll dann bitte in 10 Jahren (wenn die letzten Experten in Rente gehen) die Arbeit dort noch machen? Wir steuern gerade was dieses Thema angeht auf einen gigantischen Knall zu, denn das was nachkommt (wenn denn was nachkommt) ist schlicht ausgedrückt meilenweit von der Klasse entfernt, die die letzten Profis heute noch haben. Gutes traditionelles Wissen wird, wenn wir nicht aufpassen, für immer verloren sein und was noch viel schlimmer ist, die gefertigte Qualität auf den Baustellen wird nachlassen.

    Jan Hartmann
    Strassenbauermeister / Fachlehrer

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