Internationale Studierende: Praktika erhöhen Jobchancen

Praktika und ehrenamtliches Engagement sind ein Schüssel zum Erfolg für internationale Studierende, die in Deutschland bleiben wollen, um hier zu arbeiten. Das ergibt eine Analyse des Forschungsbereichs des Sachverständigenrats deutscher Stiftungen für Integration und Migration (SVR). Das Problem: Internationale Studierende haben keinen gleichberechtigten Zugang zu Praktika.

 

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„Internationale Studierende, die über längere Praxiserfahrung verfügen, und Studierende, die sich freiwillig engagieren, zählen mehr deutsche Kommilitonen zu ihren Freunden und sprechen besser Deutsch,“ heißt es im Bericht des SVR Foto: Lentolo / Dreamstime.com

 

Bereits bekannt durch einen vorherigen SVR-Report: Obwohl Deutschland ausländische Fachkräfte braucht und insbesondere internationale Absolventen als „Idealzuwanderer“ für den deutschen Arbeitsmarkt gelten, bleiben diese nicht, sondern kehren in ihr Herkunftsland zurück. Sie wollen in Deutschland arbeiten, doch sie können nicht. Sie finden keinen Job. Denn es fehlt an ausreichenden Deutschkenntnissen, an Informationen über den deutschen Arbeitsmarkt und an Netzwerken.

Außeruniversitäres Engagement schafft Freunde

Die Studie „Engagiert gewinnt. Bessere Berufschancen für internationale Studierende durch Praxiserfahrungen“ ergibt nun: Wer sich während des Studiums freiwillig engagiert und Berufserfahrungen sammelt, findet schneller einen Job. Denn, ob Nachbarschaftsinitiative, Sportverein oder Kirchengemeinde – wer außerhalb der Uni aktiv wird, hat es später einfacher in Deutschland zu bleiben. Denn hier verbessert er in der Regel seine Deutschkenntnisse und sammelt Kompetenzen und Kontakte, die ihm später den Berufseinsteig erleichtern.
Auch wenn die Hochschule der zentrale Ort ist, an dem Deutschkenntnisse erweitert und Freundschaften zu deutschen Kommilitonen aufgebaut werden. Soziale und kulturelle Bindungen werden andernorts vertieft: „Internationale Studierende, die über längere Praxiserfahrung verfügen, und Studierende, die sich freiwillig engagieren, zählen mehr deutsche Kommilitonen zu ihren Freunden und sprechen besser Deutsch.“

Praktika sind ein strategischer Faktor für den Einstig ins Berufsleben

Und das ist von hiesigem Vorteil: Diese Studierenden kennen die aufenthaltsrechtlichen Regelungen besser und haben effektivere Strategien, um Probleme zu lösen. Und eben: Sie kennen mehr Menschen, die sie um Hilfe bitten können, eine Bewerbung zu schreiben, einen Praktikumsplatz oder einen Job zu finden. Netzwerke sind also ein zentraler Erfolgsfaktor.
Insbesondere aber Praktika sind von Vorteil: Studierende lernen, theoretisches Wissen in der Praxis anzuwenden, sie entwickeln klarere Berufswünsche und planen den Einstig in der Beruf konkreter. Praktika sind ein strategischer Faktor für den Einstieg ins Berufsleben. Das gilt für Deutschland mehr als für andere Länder.

Internationale Studierende können oft kein Praktikum machen

Und nun zum Problem: Praktika sind wichtig, aber insbesondere für internationale Studierende aus Drittstaaten gibt es rechtliche und finanzielle Hürden.
Sie dürfen nur bezahlte Praktika absolvieren, die vom Studium vorgeschrieben sind. In Deutschland sind Praktika aber nur für 60 Prozent der Studierenden in Master-Studiengängen vorgeschrieben. Das heißt: Viele internationale Studierende dürfen bedingt durch die Nebentätigkeitsbestimmungen gar kein Praktikum machen.
Ein weiteres Hindernis sind die Finanzen. 52 Prozent der internationalen Studieren müssen teilweise, 15 Prozent müssen vollständig ihren Lebensunterhalt eigenständig sichern. Sie dürfen aber nur begrenzt arbeiten (120 ganze Tage im Jahr). Deshalb sind sie auf Tätigkeiten mit einem hohen Stundenlohn angewiesen. Dazu aber zählen Praktika nicht. Sie werden meist gering und oft gar nicht vergütet.
Die Folge: Nur rund ein Drittel der befragten internationalen Studierenden hat ein Praktikum in Deutschland absolviert.

Hochschulen sollen Pflichtpraktika implementieren und mit Wirtschaft kooperieren

Um diese wichtige Gruppe, die Fachkräfte von morgen, zu halten, so das Fazit der Studie, müssen die ersten Schritt dazu schon während des Studiums getan werden. Vor allem im Rahmen des nur zwei Jahre dauernden Master-Studiums bleibt dafür nicht viel Zeit.

Die Empfehlungen:

  • Die Hochschulen sollten Pflichtpraktika in den Studienordnungen von Master-Programmen verankern, vor allem in den englischsprachigen
  • Um zu gewährleisten, dass genügend Praktikumsplätze vorhanden sind, müssen die Hochschulen mit der lokalen Wirtschaft kooperieren. Unternehmen, Unternehmensverbände und -kammern, Ausländerbehörden und Kommunen sollten die Hochschulen unterstützen
  • Bereits zu Studienbeginn sollten die Hochschulen zu Praktika beraten, denn ein zweijähriges Master-Studium lässt nicht zu, dass die Studierenden sich erst nach einigen Semestern mit diesem Thema befassen
  • Die Hochschulen sollten internationale Studierende auch auf freiwilliges Engagement hinweisen.  Falls sich die Studienzeit wegen zeitintensiven Engagements verlängert, darf dies nicht die Verlängerung des Aufenthaltstitels bedrohen

Für die Studie wurde eine Teilstichprobe von 2.565 Studierenden ausgewertet, die der SVR-Forschungsbereich im Sommer 2015 im Rahmen der ersten Erhebungswelle der Studie „Study & Work“ befragt hat. Die bundesweite Erhebung begleitet internationale Studierende beim Übergang in den Arbeitsmarkt.  Die Studie begleitet mit wissenschaftlichen Erhebungen das Förderprogramm „Study&Work“, eine gemeinsame Initiative des Stifterverbandes und der Beauftragten der Bundesregierung für die neuen Bundesländer.

 

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