Bitkom-Studie: IT-Fachkräftemangel bremst Wachstum aus

IT-Fachkräfte Mangel Digitalisierung

ITK-Unternehmen starten mit viel Optimismus in die zweite Jahreshälfte 2017: Acht von zehn Betrieben aus der Informations- und Telekommunikationsbranche rechnen mit steigenden Umsätzen, die Folge: Sie brauchen mehr Personal. Der Haken: Es fehlen IT-Fachkräfte. Der Fachkräftemangel ist das größte Hindernis für die Geschäftsentwicklung. Das geht aus der aktuellen Konjunkturumfrage des Digitalverbands Bitkom hervor.

„Die positiven Geschäftserwartungen spiegeln die weiterhin gute allgemeine wirtschaftliche Lage wider. In der Bitkom-Branche ist die Stimmung sogar noch besser als in der Gesamtwirtschaft“, sagt Bitkom-Präsident Achim Berg zu den Ergebnissen der Bitkom-Umfrage.

Am optimistischsten sind demnach Anbieter von IT-Dienstleistungen – 86 Prozent erwarten steigende Umsätze. Im Bereich Software sind es 83 Prozent. Es folgen der Bereich Kommunikationstechnik (78 Prozent) und Hersteller von IT-Hardware (68 Prozent).

Die Digitalisierung ist alles andere als ein Jobkiller, sondern ein echter Jobmotor

Zwei Drittel der ITK-Unternehmen (65 Prozent) wollen laut Bitkom-Umfrage im laufenden Jahr Jobs schaffen, besonders IT-Dienstleister und Software-Häuser brauchen IT-Fachkräfte. Jedes Jahr entstehen in der Bitkom-Branche laut Bitkom-Präsident 20.000 neue Jobs. „Die Digitalisierung ist alles andere als ein Jobkiller, sondern ein echter Jobmotor.“

Und da liegt auch das Problem. Zwar sei die Stimmung gut, so Berg, „aber der sich zuspitzende Fachkräftemangel verhindert höhere Beschäftigungszuwächse und bremst das Wachstum aus.“ Branchenübergreifend gibt es demnach aktuell 51.000 offene Stellen für IT-Fachkräfte.
Laut Studie ist der Mangel an Fachkräften das größte Hindernis für die eigene Geschäftsentwicklung. 71 Prozent der befragten Unternehmen gaben an, darin einen behindernden oder sehr behindernden Einflussfaktor zu sehen.

Wie schwer es für deutsche Unternehmen ist, IT-Personal zu finden, macht auch die Fachkräfteengpassanalyse der Bundesagentur für Arbeit (BA) deutlich. Stellen im IT-Bereich zu besetzen, dauert demnach im Durchschnitt deutlich länger als die Besetzung von Stellen anderer Berufe. Von einem tatsächlichen Mangel spricht die BA bei Experten in der Softwareentwicklung und Programmierung.

Hier dauert die Besetzung von offenen Stellen überdurchschnittlich lange: Die Vakanzzeit liegt bei 144 Tagen (44 Prozent über dem Durchschnitt). Rechnerisch stehen 100 offenen Stellen nur 134 Arbeitslose gegenüber – laut BA eine sehr niedrige Zahl, die für einen deutlichen Mangel spricht. Der BA zufolge ist zudem davon auszugehen, dass nur jede vierte Stelle für Akademiker der BA auch gemeldet wird, was den Mangel noch verstärkt. Gleichzeitig liegt die berufsspezifische Arbeitslosenquote bei 1,4 Prozent und damit deutlich unter den 3 Prozent, die als Engpassgrenze gelten.

Neben diesen bundesweiten Mangelberufen identifiziert die BA auch regionale Engpässe. So herrscht in Rheinland-Pfalz ein Engpass in der Softwareentwicklung nicht nur im Bereich der Experten, sondern auch im Bereich der Fachkräfte mit Berufsausbildung.

Wir brauchen eine digitale Bildungsoffensive

Der Mangel an IT-Fachkräften wird für Deutschland zu einem wachsenden Problem. So zeigen verschiedene Bitkom-Umfragen, wie schwer es deutschen Unternehmen fällt, mit der Digitalisierung Schritt zu halten. Die schwierige Fachkräftesituation „gefährdet die digitale Transformation“, sagte zuvor in diesem Jahr der ehemalige Bitkom-Präsident Thorsten Dirks.
Um der Problematik entgegenzuwirken fordert der jetzige Präsident Achim Berg eine digitale Bildungsoffensive: „Alle Bildungseinrichtungen von der Grundschule über Hochschulen bis hin zu Weiterbildungseinrichtungen sollten ihre Curricula und Lehrpläne auf digitale Bildung ausrichten, um die immer wichtiger werdenden Digitalkompetenzen zu stärken“.
Mit der Forderung steht er nicht allein da. Auch der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertages beklagte kürzlich: „Deutschland gehen die MINT-Leute aus“ und forderte, dass das Interesse an MINT-Berufen schon in den Schulen gestärkt werden müsse. Aber auch auf internationale Fachkräfte solle Deutschland setzen, um den Engpass zu reduzieren.

 

Auch in unserem Blog: Verpasste Aufträge, Cyberattacken, Umsatzverluste, das sind die Folgen des deutschen Fachkräftemangels. Die Personalnot betrifft viele Branchen und alle Regionen Deutschlands. Zu Zeiten des anhaltenden wirtschaftlichen Aufschwungs und der digitalen Transformation ist der Bedarf an Fachkräften besonders hoch und wächst weiterhin – deren Mangel kommt deutschen Betrieben teuer zu stehen.
Auch interessant: In einem Gutachten des Instituts zur Zukunft der Arbeit für die Friedrich-Naumann-Stiftung analysierten die Autoren Dr. Ulf Rinne und Holger Hinte die Defizite der deutschen Zuwanderungspolitik im Hinblick auf die Gewinnung von Fachkräften. Sie entwickeln einen konkreten Gestaltungsvorschlag für eine Reform der Erwerbszuwanderung im Rahmen eines aktiven Auswahlsystems. Dr. Ulf Rinne gab Employland ein Interview zum Thema Einwanderungsgesetz.

Beitragsbild: monsit j/ Istockphoto.com

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