Fachkräftemangel in Bayern: Acht Millionen Euro für Qualifizierung von Flüchtlingen

Ausgebildete Fachkräfte sind schon jetzt Mangelware in Bayern. Immer mehr Menschen streben ein Studium an, doch der Arbeitsmarkt schreit nach beruflich Qualifizierten. Industrie- und Handelskammer will acht Millionen Euro zur Qualifizierung von Flüchtlingen investieren.

 

Fluechtlinge qualifizieren Fachkraeftemanel
Die Industrie- und Handelskammer in Bayern will mit Großoffensive Flüchtlinge qualifizieren

In Bayern verschärft sich der Wettlauf um die Fachkräfte. Bei Verfahrenstechnikern, Konstrukteuren und Industriemeistern kann fast jede sechste Stelle im Freistaat nicht besetzt werden. Insgesamt fehlen in diesem Jahr trotz des aktuellen Beschäftigungsrekords über alle Berufsgruppen hinweg 139.000 Fachkräfte. Die Lücke entspricht rund drei Prozent aller im Freistaat nachgefragten Beschäftigten, so die jüngste Auswertung des IHK-Fachkräftemonitors Bayern.‎ Gesucht werden in erster Linie keine Akademiker, sondern zu mehr als 80 Prozent beruflich qualifizierte Mitarbeiter. Ganz oben auf der Wunschliste der Betriebe stehen auch Industriekaufleute, Bürokaufleute und Fertigungsmechaniker.

Engpass verursacht volkswirtschaftlichen Verlust von elf Milliarden Euro

„Der Fachkräftemangel bremst die bayerische Wirtschaft massiv. Betriebe müssen Aufträge verschieben oder ablehnen, weil die Kapazitäten nicht vorhanden sind. So entgeht Bayern eine Wirtschaftsleistung von schätzungsweise elf Milliarden Euro allein in diesem Jahr“, sagt Peter Driessen, Hauptgeschäftsführer des Bayerischen Industrie- und Handelskammertags (BIHK).

In absoluten Zahlen ist der Großraum München am meisten vom Personalengpass betroffen. Hier fehlen 37.000 Fachkräfte, ein Viertel des bayerischen Defizits. Als Anteil der Personalnachfrage ausgedrückt ist der Fachkräftemangel dagegen in der Region Coburg am gravierendsten. Dort beträgt die Fachkräftelücke in diesem Jahr 5,8 Prozent. Es folgen Oberfranken und Mittelfranken. Am kleinsten ist der Engpass mit 1,3 Prozent in Schwaben. Bis 2030 wird die Fachkräftelücke im Freistaat wegen des demografischen Wandels auf 424.000 Beschäftigte oder elf Prozent der Personalnachfrage steigen. Am härtesten trifft es auch dann die Region Coburg mit 17,5 Prozent, gefolgt von Ober- und Mittelfranken. In Südbayern wächst der Personalengpass auf zehn bis zwölf Prozent an.

Branchen leiden unter fehlenden beruflich Qualifizierten

„Viele Branchen leiden darunter, dass die Nachwuchskräfte an den Bedürfnissen des Arbeitsmarkts vorbei ein Studium und akademische Abschlüsse anstreben“, sagt BIHK-Chef Driessen. Dabei seien Meister und Fachwirte wegen ihrer großen Praxiserfahrung viel gesuchter und hätten oftmals bessere Karriere- und Verdienstaussichten als Akademiker, so Driessen. Der BIHK-Chef fordert auch mehr Frauen als Fach- und Führungskräfte, um den Personalengpass in der Wirtschaft zu lindern. „Die Betriebe müssen noch viel mehr in die Vereinbarkeit von Beruf und Familie investieren, um qualifizierte Frauen – und auch Männer – langfristig zu binden“, sagt Driessen. Außerdem setzt sich der BIHK angesichts des Fachkräftemangels für eine großangelegte Qualifizierungsoffensive für die Flüchtlinge ein. Generell sei nur ein sehr kleiner Teil von ihnen ohne sprachliche und berufliche Schulungen sofort einsetzbar. Der BIHK will in diesem Jahr acht Millionen Euro für Projekte zur Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt aufwenden.

 

Die bayerischen IHKs haben 2011 gemeinsam mit dem Wirtschaftsforschungsinstitut WifOR GmbH den IHK-Fachkräftemonitor Bayern entwickelt. Er wird jährlich aktualisiert und ermittelt, wie sich Angebot und Nachfrage bis zum Jahr 2030 entwickeln, welche Berufe und Qualifikationen gefragt sind und welche Regionen vom Fachkräftemangel besonders betroffen sind. Auch Aussagen zur Entwicklung des ‎Durchschnittsalters und zum Geschlecht der zur Verfügung ‎stehenden Fachkräfte in den einzelnen Berufsgruppen können getroffen werden. Der Fachkräftemonitor ist über www.ihk-fachkraeftemonitor-bayern.de oder über www.bihk.de abrufbar.

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