Deutsche unterschätzen den Fachkräftemangel

Stimmen aus der Politik warnen: Die deutsche Bevölkerung drohe in der Zukunft so stark zu schrumpfen, dass der Wohlstand der Wirtschaft real gefährdet sei. Der durch den demografischen Wandel bedingte Fachkräftemangel würde sich zunehmend verschärfen. Die Zuwanderung ausländischer Fachkräfte müsste deshalb erhöht werden. Das ist offenbar noch nicht ins gesamtgesellschaftliche Bewusstsein der Deutschen gelangt: Mehr als jeder Vierte glaubt, dass die Bevölkerung in Deutschand ohne Einwanderung nicht oder kaum schrumpfen würde, so das Ergebnis der aktuellen Bertelsmann- Studie ‚Willkommenskultur in Deutschland. Entwicklungen und Herausforderungen.‘

Deutschlands Wohlstand ist ohne Zuwanderung gefährdet

Deutschland leide unter einem Fachkräftemangel, der sich in den kommenden Jahren verschärfen würde, so heißt es. Darüber klagen vor allem die Pflegebranche und der wirtschaftliche Zweig, der sich in den verschiedenen MINT-Bereichen verästelt. Das belegen diverse Studien und so sieht das die Bundesregierung, die deshalb die Fachkräfte-Offensive initiierte, zu der das Anwerben ausländischer Fachkräfte zählt. Ohne Zuwanderung, so prognostiziert es die Bertelsmann-Studie ‚Zuwanderungsbedarf aus Drittstaaten in Deutschland bis 2050′, würde das Arbeitskräftepotenzial bis 2050 um 16 Millionen Menschen, das heißt um 36%, sinken. Doch von diesem hänge die wirtschaftliche Stabilität Deutschlands ab: Die Studie stellt der zukünftigen deutschen Wirtschaft ohne Zuwanderung ein düsteres Zeugnis aus.

Deutsche unterschätzen Demografiewandel und Fachkräftemangel

Deutsche wissen aber offenbar nicht, wie sehr das Land auf ausländische Fachkräfte angewiesen ist. Zwar ist ihnen bewusst, dass die Bevölkerung aufgrund des demografischen Wandels in den kommenden Jahren schrumpfen wird. Sie unterschätzen jedoch die reelle Dimension:

40 Prozent unterschätzen die Zahlen und nehmen an, dass die Bevölkerung in Deutschland bis 2060 ohne Zuwanderung um 10 Millionen Menschen schrumpfen würde, so das Ergebnis der Studie ‚Willkommenskultur in Deutschland. Entwicklungen und Herausforderungen.‘. 28 Prozent der Befragten glauben sogar, die Bevölkerung würde nur um eine Million oder weniger Menschen schrumpfen. Das statistische Bundesamt geht mit ihrer Schätzung jedoch von einer höheren Zahl aus. Bei einer schwachen Zuwanderung würde die Bevölkerung von 80, 8 Millionen (2013) auf 67,6 Millionen Menschen im Jahr 2060 schrumpfen, also um rund 13 Millionen – besonders stark würde die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter zurückgehen.

Zu der Frage, wie das Land dem demografisch bedingten Fachkräftemangel entgegenwirken solle, war laut Bertelsmannstudie mit 34% rund ein Drittel der Befragten dafür, die Zahl ausländischer Fachkräfte in Deutschland zu erhöhen. Mehr als jeder Vierte (28 Prozent) gab an, die Lösung sei, Frauen mehr am Erwerbsleben zu beteiligen.

Inländische Potentiale reichen nicht aus

Auch letzteres zählt zu einer der Maßnahmen der Bundesregierung, ebenso Menschen mit Migrationshintergrund und Ältere stärker für das Arbeitsleben zu gewinnen. Jedoch:

„Aufgrund des demografischen Wandels und der hohen Fachkräftenachfrage in Deutschland ist eine ausschließliche Konzentration auf das inländische Potenzial nicht sachgerecht. Zuwanderung, insbesondere auch von Fachkräften aus Drittstaaten, ist ebenfalls ein wichtiges Element für das Gelingen der Fachkräftesicherung. Ergänzend zu den inländischen Potenzialen steht die Gewinnung von Fachkräften aus dem Ausland durch qualifizierte Zuwanderung im Fokus,“ so die Pressestelle des Wirtschaftsministeriums.

Die Gesellschaft muss eine Willkommenskultur schaffen

Und ferner: „Die Sicherung der Fachkräftebasis in Deutschland ist aber eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung und Aufgabe. Es sind gemeinsame Anstrengungen notwendig, um Deutschland fit für die Zukunft zu machen. Es gilt eine gelebte Willkommens- und Anerkennungskultur in Gesellschaft, Unternehmen und Verwaltung zu etablieren.“

Aus den obigen Worten ist zu lesen: Die Willkommenskultur ist noch nicht vorhanden. Und das bedeutet, erstens: Ausländische Fachkräfte, die sich ihrer Notwendigkeit auf dem deutschen Arbeitsmarkt gewiss sein dürfen, können sich einem Empfang mit offenen Armen dennoch nicht gewiss sein.
So bedeutet es, zweitens: Der deutschen Bevölkerung muss klargemacht werden, dass eine Willkommenskultur notwendig ist. Denn: Laut Bertelsmann-Studie glaubt jeder Fünfte, dass Anstrengungen nicht notwendig seien, weil es einen Fachkräftemangel gar nicht gebe.

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Weitere Infos:

Bundesministerium für Wirtschaft und Energie

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