„Anerkennungsgesetz wichtig für Fachkräftegewinnung“

Anerkennung der Auslandsqualifikation

Menschen mit ausländischen Berufsabschlüssen können diese anders als noch vor wenigen Jahren dank des Anerkennungsgesetzes anerkennen lassen. Davon profitiert auch Deutschland. Bei der Veranstaltung „Vier Jahre Anerkennungsgesetz in Hamburg“ am Mittwoch berichteten verschiedene Akteure in der Hamburger Handwerkskammer von Erfolgen und, was es noch zu tun gilt .

Anerkennung des Berufsabschlusses
Sofine Denane aus Algerien musste nochmal die Schulbank drücken und drei Praktika machen für die Anerkennung seiner Auslandsqualifikation

„Es wird immer so getan, als sei das Anerkennungsgesetz ein Geschenk für die Zuwanderer“, sagt Dr. Melanie Leonhard, Hamburger Senatorin für Arbeit, Soziales, Familie und Integration: „Dabei ist das Anerkennungsgesetz  für den deutschen Arbeitsmarkt genauso wichtig“. Bei der 2012 in Kraft getretenen rechtlichen Neuerung handle es sich um zwei Seiten einer Medaille: Die Fachkräfte können ihren erlernten Beruf ausüben, während das Anerkennungsgesetz Deutschland der Fachkräftegewinnung dient.

Der Weg zur Anerkennung

In einem Anerkennungsverfahren werden der ausländische Abschluss und der deutsche Referenzberuf miteinander verglichen: Stimmen Dauer und Inhalte der Ausbildung überein? Werden keine wesentlichen Unterschiede festgestellt, wird eine volle Anerkennung ausgesprochen. Bei wesentlichen Unterschieden wird ein Bescheid über die teilweise Anerkennung erlassen. In diesem Fall kann durch Ausgleichsmaßnahmen die volle Anerkennung erlangt werden.  Das IQ Netzwerk Hamburg – NOBI der Handwerkskammer Hamburg bietet vielfältige Beratungs-, Schulungs- und Qualifizierungsangebote für diverse Berufsgruppen an.

Hamburger Handwerk hat 450 Fachkräfte gewonnen

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„Anerkennungsgesetz hat eine bedeutende Rolle“, HWK-Präsident Josef Katzer Foto: Handwerkskammer Hamburg

Handwerkskammer-Präsident Josef Katzer spricht von einer „bedeutenden Rolle“. Rund 1900 Anerkennungsberatungen wurden in der Handswerskammer in Hamburg bisher wahrgenommen. 538 Bescheide, die die (teilweise) Gleichwertigkeit des ausländischen Abschlusses bestätigten, wurden erlassen. „Wir haben also mindestens 538 Fachkräfte gewonnen, mit denen Betriebe ihre Lücken gefüllt haben.“ Im Handwerk verzeichne man einen wirtschaftlichen Erfolg.

„Wir sind ja in Deutschland nicht die Einzigen, die’s können“

Thomas Brembach, Inhaber des Betriebs Kälte Klima Lüftung Gerhard Plüschau GmbH, tätig in einer Berufsbranche, die vom deutschen Fachkräfteengpass stark betroffen ist, liefert das praktische Beispiel:. „Wir hatten lange mit einem Fachkräftemangel zu kämpfen.“ Den Algerier Sofiane Denane ins Anpassungspraktikum aufzunehmen und ihm bei den Schritten bis zur Anerkennung zu helfen, war für ihn „die Möglichkeit, die Ressourcen aufzufüllen.“ In seiner Heimat hatte Denane eine dreijährige Ausbildung gemacht und zwei Jahre in seinem Beruf gearbeitet. In Deutschland musste er Anpassungsmaßnahmen wahrnehmen, in der Abendschule pauken, eine Prüfung ablegen und drei Praktika absolvieren. Seit einem Jahr hat er seine Anerkennung als Klimaanlagenmonteur und arbeitet bei Brembach. Letzterer durchläuft den Prozess derzeit ein weiteres Mal mit einer spanischen Fachkraft. In der Gewinnung von Auslandsfachkräften sieht er Potenzial: „Weltweit gibt’s Fachleute, wir sind ja in Deutschland nicht die Einzigen, die’s können.“

Wer keine Dokumente hat, kann sich praktisch testen lassen

Für den Fall, dass Antragsteller eines Anerkennungsverfahrens keine Dokumente vorlegen können, die den Abschluss nachweisen, ist eine Qualifikationsanalyse vorgesehen. Bei dieser testet die zuständige Anerkennungsstelle praktisch die Qualifikationen des Antragstellers, die er formal nicht belegen kann. Das kann eine Arbeitsprobe sein, für einen Tischler zum Beispiel ein Möbelstück. Oder es kann ein Gespräch mit einem Experten oder eine Probebeschäftigung für einige Tage in einem Betrieb sein.

Anerkennung der Qualifikation
Sie alle haben die volle Anerkennung erhalten (v.l.): Faisal Hamdo (Physiotherapeut) aus Syrien, Sofiane Denane (Klimaanlagenmonteur aus Algerien), Ledian Danga (Anlagenmechaniker Sanitär und Klima) aus Albanien und Doinita Grosu (Sozialpädagogin) aus Rumänien

Das Handwerk war sehr kritisch

Etwas anerkennen, wofür keine Papiere vorliegen? „Das Handwerk bundesweit war nicht begeistert“, sagt Präsident der Handwerkskammer Katzer. Sehr kritisch sei man gewesen. Heute hingegen sind ihm die Zahlen der Menschen, die mithilfe einer solchen praktischen Überprüfung ihren Abschluss anerkannt bekamen, nicht genug. „70 sind es in Hamburg, und damit sind wir sogar Spitzenreiter.“ Das sei traurig. „Da muss mehr passieren.“

„Wir brauchen ein Zuwanderungsgesetz“

Mehr passieren! Das hört man an diesem Tage aus seinem Munde öfters. Mehr: Das Anerkennungsgesetz bekannter machen, sagt Katzer. Und: Das Anerkennungsgesetz sei nur ein kleines Puzzleteil, Deutschland sei auf qualifizierte Zuwanderung angewiesen und – da müsse mehr passieren: „Wir haben zwar jetzt das Integrationsgesetz, aber unsere Forderung lautet: Wir brauchen ein Zuwanderungsgesetz, das Fachkräften in Deutschland klar macht: Unter diesen und jenen Bedingungen bist du in Deutschland willkommen.“

Auch in unserem Blog: Forderungen nach einem Zuwanderungsgesetz werden auch von anderen Seiten laut. Möchten Sie mehr über die Anerkennung von ausländischen Abschlüssen erfahren, lesen Sie hier.

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